Aufstand in Arabien

Schweres Ringen um den Frieden

Artikel aus der Idsteiner Zeitung vom 25.06.2010

DISKUSSION ?Iran/Israel - Kriegsgefahr oder Chance??

(red). Einen interessanten und lebhaften Diskussionsabend zum Thema ?Iran/Israel - Kriegsgefahr oder Chance auf eine atomwaffenfreie Region? erlebten die Besucher im vollbesetzten Clubraum der Idsteiner Stadthalle.

Auf Einladung des Idsteiner Friedensbündnisses referierte und diskutierte der HR-Journalist Ali Sadrzadeh zur Krisensituation im Nahen Osten, vor dem Hintergrund des Streits um das iranische Atomprogramm. Ali Sadrzadeh gilt als ausgewiesener Iran- und Nahostexperte. Er arbeitete auch für DPA. Seit 1984 ist er beim Hessischen Rundfunk und war von 1990 bis 1994 ARD-Korrespondent in Nordafrika.

?Iran und Atom sind keine Frage der Ayatollahs?, sagte Ali Sadrzadeh in seinen Ausführungen zum iranischen Atomprogramm. Bereits in den Sechzigerjahren begann mit Unterstützung der USA der erste Reaktorbau für medizinische Zwecke. In den Siebzigerjahren war der Auftrag zum Bau des zweiten Atomkraftwerks (zur Stromerzeugung) an den Siemens-Konzern gegangen, der, als sich Siemens 1979 zurückzog, zu 90 Prozent fertig war und in den Achtzigern zum Angriffsziel des Iraks wurde. Nach Erläuterungen Sadrzadehs vertrat Ayatollah Khomeini die Ansicht, Iran brauche kein Atom. Erst als nach seinem Tod der frühere Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Rafsanjani, an die Macht kam, wurde das Atomprogramm wieder aufgenommen und der Auftrag zur Fertigstellung des zweiten Reaktors ging in den 90ern an Russland.

Nach Auffassung des Referenten gibt es Anzeichen, aber keinen offiziellen Nachweis, dass im Iran, der sich von einer islamischen Republik zu einer Militärdiktatur entwickelt, parallel zu den beiden Reaktoren eine militärische Atomforschung betrieben wird. Dies aus dem Glauben heraus, als Atommacht eine unangreifbare Vorherrschaft in der Region zu erringen. Nach Ali Sadrzadehs Einschätzung wird sich der Konflikt weiter zuspitzen. Dafür sprächen sowohl die von US-Senat und Kongress beschlossenen Sanktionen gegen Unternehmen, die mit dem Iran in geschäftlicher Verbindung stehen, als auch die Tatsache dass die Arabischen Emirate 40 in den Emiraten ansässige iranische Firmen geschlossen haben.

Gleiche Signale kämen aus dem Iran, der aktuell zwei Vertretern der Internationalen Atombehörde die Einreise verweigert hat, mit der Begründung, ihre früheren Berichte hätten unwahre Angaben über das iranische Atomprogramm enthalten. Eine unmittelbare Gefahr, dass Iran Israel angreift oder Israel den Iran, sieht Ali Sadrzadeh trotz der militärischen Vorbereitungen sowohl in Israel als auch im Iran allerdings nicht.

Auf die Frage aus dem Publikum, was geschehe, wenn die bereits verhängten und geplanten Sanktionen nicht greifen, schlug Sadrzadeh zum einen die Ausweitung „intelligenter“ Sanktionen wie die bereits beschlossene Einfrierung der Konten der Revolutionsgarden oder Reiseverbote für Mitglieder der paramilitärischen Revolutionsgarden oder die Ausweisung von iranischen Politikern vor. Er verwies auf Demokratiebestrebungen der sich verändernden Zivilgesellschaft

Ali Sadrzadeh glaubt, dass Iran als einziges Land in der Region fähig sei, eine Demokratie zu schaffen und forderte auch die hier lebenden Iraner auf, ein Netzwerk zur Unterstützung der Demokratiebewegung zu schaffen. Fazit des Abends: Eine Lösung des Konflikts ist wohl nur durch eine Änderung der politischen Landschaft zu erreichen.

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